Den Wanderer vertreiben die heißblütigen Stiere aus der Stadt Pamplona. Sie jagen ihn durch die Gassen, bis er ganz erschöpft in den pyrenäischen Bergen ankommt und sich dort erst einmal unter den Bäumen ausruht. Ein prächtiger Ausblick am Mirador de Ariztokia: das Aezkoa-Tal erstreckt sich vor uns, drum herum der Traubeneichenwald, der dem Ort seinen Namen gibt. „Ariztokia“ bedeutet im baskischen „Ort mit Eichen“. Wir befinden uns im baskischen Teil Navarras, im Norden der autonomen Provinz.
Nahe bei liegt der Irati-Wald, der für Wanderer eine Vielzahl von Reizen bereithält. Es ist nach dem Schwarzwald das größte zusammenhängende Buchen- und Fichtenwaldgebiet Europas, in dem sich malerische Dörfer und Tausende Vogelarten die Hand geben. Drei Naturschutzgebiete gibt es hier, eines davon – das Naturreservat Lizardoia – ist zum Teil noch gänzlich unberührt. Eigentlich sollte man gar nicht davon erzählen, damit es nicht von noch mehr Wanderern als uns überrannt wird.
Was kann man in Navarra sehen?
Wir eilen deshalb gleich weiter und begeben uns auf historische Erkundungstouren. Römerturm und Megalithen, und natürlich noch die alte Waffenfabrik von Orbaitzeta besuchen, wo im 18. Jahrhundert die Artillerie von Karl III. ausgerüstet wurde. Sie liegt an dem großen Irabia-Stausee, der 1921 angelegt von Bäumen umringt ist. Wir gehen den Weg, der um den See führt, aber eigentlich wollen wir den in der Gegend berühmten Hexen und Fabelwesen begegnen. Vielleicht geht das besser auf dem Arlekia-Lauzaran-Wanderweg von 6,5 Kilometern, denn wir sind dem Basajaun nicht über den Weg gelaufen. Der beschützt jene, die er trifft: Wer ihn sieht – er ist stark, hat lange Haare und rennt schneller als ein Hirsch –, der sollte nicht davonlaufen, denn er könnte hilfreich sein, wenn die Hexen auftauchen. Die sind scheinends nicht so nett und lassen einen gleich verschwinden. Wir wollen nicht verschwinden, müssen aber weiter.
Was kann man in Navarra machen?
Wir sehen den großen Pyrenäenberg, den Orhi (2017 Meter hoch), und überlegen gerade, dort oben genau auf der Grenzlinie zu Frankreich zu klettern, da werden wir unschlüssig. Sollen wir Richtung Roncesvalles ziehen, dem ersten wichtigen Pilgerort auf dem Jacobsweg? In Roncesvalles könnten wir uns für die lange Pilgerfahrt nach Finisterre in Galicien rüsten, bei den Heiligen Antonius und Maria vorsprechen, aber wir besinnen uns dann doch eines anderen. Jacobus werden wir ein anderes Mal huldigen, vorerst wollen wir weiter durch die unendlichen Wälder, Täler, Dörfer wandern und das eine oder andere Rafting- oder Kanu-Angebot ausprobieren.
Dazu begeben wir uns weiter östlich ins Belagua-Tal und bleiben in Isaba. Dort machen wir es uns einfach und nehmen den Camino de Zemeto. Der ist nur 4,5 Kilometer lang. Wir überlegen etwas schwierigere Routen zu erkunden und finden auf der Website misescapadaspornavarra.com [Link: http://www.misescapadaspornavarra.com/listado.html]14 weitere Exkursionen für die Umgebung. In diesen Bergen leben die vielfältigsten Tierarten – Bären und Murmeltiere haben wir allerdings nicht gesehen. Vielleicht lag es daran, dass wir nur Augen für die Landschaft hatten.
Das nächste Mal wollen wir in den nordwestlichen Teil Navarras, ins Baztan-Tal. Dort lebten einst die Ritter, Hexen und Schmuggler und hinterließen ihre Spuren ebenso wie die so genannten Indianer – reiche Rückkehrer aus Amerika. Und im Baztan-Abenteuerpark wollen wir das Wandern mit Wasser-Action oder Paintballballern unterbrechen. Das macht auch Spaß.
Bildnachweise:
Fotos v.o.n.u. © Patxi Uriz, Javier Campos, Gaizka Bilbao, Javier Campos