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25. Sep 2018 Comments (0) Views: 3729 Allgemein, Slider, Städte

Renaissance und Olivenölseife – Besuche in Úbeda und Baeza

Ich gebe zu, ich bin ein großer Fan von Andalusien. Sofort denke ich melancholisch an Wasserspiele in den Gärten der Alhambra, weiße Dörfer und weite Strände vor Cádiz, Getümmel in Málagas Geschäftsstraßen und Bars. Jaén hingegen, die Provinz im Nordosten Andalusiens, hat mich bisher nicht wirklich angezogen. Einst armes Bauernland. Olivenfelder endlos. Und sonst nichts los? Als ich erfahre, dass zwei Städte dieser Provinz wegen ihrer bedeutenden Renaissancebauwerke zum Weltkulturerbe zählen, muss ich mich meinen Vorurteilen stellen. Baeza und Úbeda sind klein. Aber: Oha!

Baeza. Insel der Renaissance im Meer der Olivenbäume

Knapp 16.000 Einwohner, schmale Straßen, Cafés, in denen Einheimische tostadas con tomate frühstücken, das Keramikgeschäft Pepa Morena, Fleisch- und Wurstwaren Enrique: Baeza ist ein stilles Städtchen. Ich kann mir vorstellen, wie die Familien hier seit jeher verwurzelt in ihren landwirtschaftlichen Traditionen leben. Aber da ist auch eine andere Stimmung, ein besonderer Farbton der Gassen. Warmes Ocker anstatt kühles Weiß strömt aus den Mauern der Gebäude. Sie sind im 16. Jahrhundert errichtet, als sich mit dem Einzug humanistischer Ideen aus Italien auch Stadtplanung und Architektur verändern. Das Arrhythmische gotischer Gebäudeprofile wird abgelöst von Renaissance Prinzipien – klare Achsen, regelmäßig angeordnete Pilaster und Bögen – und mündet im 17. Jahrhundert in barocke Opulenz. Baeza entwickelt sich damals zu einem wichtigen Zentrum für Religion und Bildung. Abzulesen sind diese Chronologien und Überlagerungen etwa am Palacio de Jabalquinto, einst bischöfliches Seminar und heute Universität, dem Platz Santa María oder der Kathedrale. Als ich auf den Turm der Kathedrale steige, ist mir klar: Das hier ist eine Insel der Renaissance inmitten des Meers der Olivenbäume.

                                                                                                                                                                                                           © María Fernández Medina

                                                                                                                                                                                                             © Rudolf Hoffmann/ Vinartours

Olivenkultur 

25 Prozent des Olivenöls weltweit kommt aus der Provinz Jaén. Mein nächster Stopp ist deshalb das Museo de la Cultura del Olivo südlich von Baeza. Im 19. Jahrhundert war das Museum eine der modernsten Olivenfincas Andalusiens, jetzt sehe ich mir die riesige historische Ölpresse an betrieben mittels eines langen Holzbalkens und bestaune den Keller, „Kathedrale des Öls“, der als Lager diente. Am Nachmittag habe ich mich zu einem Workshop angemeldet, um aus Olivenöl Seife zu machen. Dann zur Finca von Joaquín Claramunt, dessen Öl mehrfach als eines der besten der Provinz ausgezeichnet wurde. Man darf probieren, verschiedene Sorten schmecken zart oder fruchtig.

                                                                                                                                                                                                             © Rudolf Hoffmann/ Vinartours

                                                                                                                                                                                                             © Rudolf Hoffmann/ Vinartours

Königin und Zigeunerin – Úbeda

Auf der „Autobahn des Olivenhains“ sind es nur wenige Kilometer nach Úbeda. Sie ist steinerne Schwester Baezas und etwa doppelt so groß. Geprägt vom gleichen Architekten ist Úbeda nobel und repräsentativ. Man will sofort eintauchen in die vielen Schichten der Geschichte dieses Ortes. 1912 war der Dichter Antonio Machado in die Nachbarstadt gezogen. 7 Jahre verbrachte er in dieser Landschaft und sie ließ ihn nicht los. Úbeda war für ihn Königin und Zigeunerin. Sehr andalusisch also. Ich bin froh über dieses ganz neue und doch vertraute Bild meines Andalusiens.

                                                                                                                                                                                                 Baeza © Rudolf Hoffmann/ Vinartours

 

 

 

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