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14. Dez 2018 Comments (0) Views: 2257 Allgemein

Madrid kulinarisch in allen Nuancen

Retiro_(c)Alberto Rubio Aguilar

Wenn die hellen Herbsttage in Madrid zu sehr leuchten, zieht es mich ins Erdgeschoss des Prado. Sozusagen ins Wohnzimmer Goyas. Die von ihm als Wandmalereien in seiner Villa gefertigten pinturas negras führen einem die Abgründe von Lebendigkeit vor. Umso mehr Lebendigkeit suche ich dann außerhalb des Museums. Am liebsten auf gastronomischen Entdeckungstouren mit meinen Freunden.

Bild von Isabel Parra

Nichts Neues, aber seit einigen Jahren in Madrid immer angesagter, ist der Wermut. Der mit Gewürzen und Kräutern aromatisierte Likörwein war traditionell Aperitif vor dem Mittagessen. Inzwischen kann man seine Bedeutung hier mit der Craft Beer Szene andernorts vergleichen: Hippe Bars füllen ihren eigenen Wermut ab. Flaschen- und Labeldesign wirken wie eines der mit Bedacht gewählten Trendmöbelstücke ihres Interieurs (zum Beispiel im Lolina Vintage in Malasaña).

Foto von Madrid Destino

Nach dem Museumsbesuch erwarten mich meine Freunde auf der andere Seite des Retiro Parks in der Bar La Hora del Vermut. Typisch für Madrid kommt der Likörwein hier aus dem Fass, aber auch abgefüllt in Flaschen aus über 40 Bodegas. Ich starte sanft mit Safran-, Minz- und Vanillenoten des jungen weißen Wermuts Espinaler aus Barcelona dazu Tapas mit Tomatentatar und Anchovis und unbedingt auch die Muscheln mit Confit-Zwiebeln und Salsa Verde. Etwas klassischer geht es weiter mit dem Miró Rojo, seinem feinen Barriqueton und den leichten Bitternoten. Erstaunlich gut zum Miró passen Spießchen von eingelegtem Gemüse, Olive und Chili benannt nach einem Film noir der 1940er Jahre. Die Gildas, das war die Rolle der Hollywood-Schauspielerin Rita Hayworth im gleichnamigen Film, sind würzig, pikant und frisch.

VALLEHERMOSO_(C)MadridDestino

Die Tapas sind noch mehr Aufmerksamkeit wert, deshalb wollen wir am nächsten Tag in den Mercado de Vallehermoso. Wie viele andere Märkte in Madrid (San Antón, Antón Martín oder San Miguel) wurde auch diese authentische Markthalle aus den 1930er Jahren saniert und erweitert. Traditionelle Lokale sind nun unter einem Dach mit jungen Händlern der Region, die ökologischen Käse, Gemüse, die berühmte Chorizo-Wurst, Räucherwaren und Schnecken bieten. Bei Nicol aperitivos finden wir sie wieder: Gildas in zahllosen Variationen. Die starken Hell-Dunkel-Kontraste dieser kleinen Geschmackskompositionen, die bitteren Noten und Pikantes erinnern mich wirklich etwas an die entfremdeten oder verbitterten Helden des Film noir.

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