Gefühlt fahren wir schon seit Jahrzehnten nach San Sebastián im schönen Baskenland. Liegen an dem schönen Strand in der lauschigen Bucht La Concha, nächtigen in einer Pension in den Gassen der Altstadt und feiern bis in die frühen Morgenstunden in den vielen Bars. Dieses Jahr gibt es noch mehr Grund für uns in der Stadt zu bleiben, am besten gleich das ganze Jahr über, oder zumindest fast das ganze Jahr. Denn: San Sebastián ist Kulturhauptstadt 2016.
Nun sind wir beileibe keine Kulturhauptstadtjunkies, die Europas jährliche Eventstädte abklappern, aber dieses Jahr ist alles anders. Die Abkehr von Gewalt und Unfrieden ist das überragende Thema des ganzen Jahres. Wir finden das gut, weil es im gegenwärtigen Klima wichtig ist, sich mit den Dynamiken von Krieg und Frieden auseinander zu setzen. Und wenn das auch noch mit Tanz, Kunst, Musik und Literatur passiert, die Spaß machen und geistig stimulieren, dann begeistert uns das mehr als jede Talkshow und Nachrichtensendung.
Ehrlich gesagt, sind wir auch auf dieses gewisse eine kleine Etwas aus, der erotischen Landkarte von San Sebastián! Die soll mittels diverser kleiner Initiativen entworfen werden. Darunter können wir nur das eine verstehen: wir wollen wissen was das ist, von allem wenn es durch die sinnliche Eindrücke von Märchen, Bildern und Liedern entwickelt wird. Da kommen uns die kulinarischen Genüsse, die das Happening „Time Machine Soup“ verspricht, ganz recht. Denn zwischen den Höhlenmenschen und dem Homo Smartphonensis liegen nur, frei nach dem verstorbenen baskischen Künstler Jorge Oteiza, 80 Großmütter. Also 80 Generationen von Suppenrezepten, vom Höhleneintopf bis zum Instantbrühe der Gegenwart, die bei diesem Event erlebbar werden. Nichts wie hin.
Überhaupt Co-operation, nicht nur beim Weiterreichen von Rezepten und Techniken, sondern als Organisationsform – dies wird im Verlauf des Frühjahrs thematisiert. Uns spricht das an, weil in den letzten Jahren der digitalen Vereinsamung, das menschliche Miteinander etwas zu kurz gekommen zu sein scheint.
Und weil das ganze Kulturprogramm von San Sebastián nicht nur Kulturveranstaltungen bietet, sondern diese auch noch in einem irgendwie übergeordneten Rahmen einbettet, der uns über unsere Gegenwart nachdenken lässt, deshalb wollen wir wieder in diese nordspanische Stadt am Meer. Denn was gibt es besseres, als über Frieden und eine bessere Zukunft zu sinnieren und dabei am Strand zu flanieren, über Felsen zu steigen und in die Fluten zu stürzen.
Das ganze Programm ist unter http://dss2016.eu/ auf baskisch, spanisch, französisch und englisch nachzulesen.
Bildnachweis:
Bilder v.o.n.u. © Turespana